Logbuch Eintrag: Der halbe Stern und die Werkstatt im Nebel
Anekdote // Typ H, Heilung // Thema: Liebe, Bedürftigkeit & Ganzheit
[Anmerkung des Architekten]
Jeder Text, den Sie hier lesen, ist ein einzelner Knotenpunkt in einem größeren, vernetzten System – dem Rotfuchs-Protokoll. Dieses System nutzt eine eigene, präzise Sprache, um maximale Klarheit zu schaffen.
Um zu vermeiden, dass die Lektüre zu dekonstruktivem Interferenzrauschen (einem Missverständnis aufgrund fehlenden Kontexts) führt, wird dringend empfohlen, zuerst das START HIER-Manifest und die Über-Seite zu analysieren.
Sie liefern die Karte für das Territorium, das wir hier gemeinsam erkunden.
[Ende der Anmerkung]
Es wird die Geschichte erzählt von Jona, der durch eine Welt wanderte, in der es immer leicht nach Regen und Ozon roch. Jona trug in seiner Brust ein Licht, das hell und warm war, aber es hatte eine Form, die schmerzte: Es war eine zackige, abgebrochene Scherbe. Auf seiner linken Seite klaffte eine offene, raue Wunde im Licht, durch die der kalte Wind der Einsamkeit pfiff. Ein leises, unaufhörliches Heulen, das ihn nachts wach hielt.
Jona war ein Wanderer auf der Suche nach dem “Passstück”. Er suchte in den Gesichtern der Vorbeigehenden, in den Lichtern fremder Fenster. Wenn er jemanden fand, der leuchtete, drückte er seine scharfe, zackige Seite voller Hoffnung an den anderen. Er dachte: Wenn wir uns nur fest genug aneinanderpressen, hört der Wind auf zu heulen. Aber es passierte immer dasselbe: Seine scharfen Kanten schnitten die anderen. Das Licht flackerte, wurde rot vor Schmerz, und die Menschen zogen sich zurück.
Eines Abends, als der Nebel violett und dicht über den Hügeln lag, fand er eine kleine Hütte, die nach getrockneten Kräutern und Sternenstaub duftete. Darin saß eine alte Frau an einer Töpferscheibe, die sich lautlos drehte.
Jona trat ein, erschöpft, seine Licht-Scherbe pulsierend vor Kälte.
“Hast du das andere Stück?”, fragte er leise. “Hast du das Stück, das mich ganz macht?”
Die Frau blickte nicht auf. Sie formte den Ton mit nassen, geduldigen Händen. “Du blutest Licht, Jona”, sagte sie sanft. “Weil du glaubst, du seist ein zerbrochenes Gefäß.”
“Ich bin nur zur Hälfte da”, flüsterte Jona. “Ich brauche den Deckel. Den Retter. Das Gegenstück.”
Die Frau hielt die Scheibe an. Sie reichte ihm keinen Deckel. Sie reichte ihm einen rauen, silbergrauen Stein. Er fühlte sich kühl und schwer an.
“Es gibt kein Gegenstück, das deine Kanten polstert, ohne sich selbst zu verletzen”, sagte sie. “Du suchst nach jemandem, der deine Lücke füllt. Aber Liebe ist kein Füllmaterial.”
Sie nahm seine Hand und legte sie auf seine eigene, zackige Bruchstelle.
“Das hier ist Arbeit. Deine Arbeit. Nimm den Stein. Und dann setz dich an das Ufer der Zeit und beginne zu schleifen. Nicht, um kleiner zu werden. Sondern um rund zu werden.”
Jona saß lange Zeit am Ufer. Es dauerte Jahre. Das Schleifen tat weh, es sprühten Funken, und oft wollte er aufgeben und wieder suchen. Aber langsam, ganz langsam, verschwanden die Zacken. Die offene Wunde schloss sich zu einer glatten, leuchtenden Kurve. Das Heulen des Windes verstummte, weil es keine Angriffsfläche mehr gab.
Er war kein halber Stern mehr, der nach Ergänzung schrie. Er war eine eigene, ganze Sonne geworden. Und als er sich umdrehte, sah er andere ganze Sonnen, die nicht kamen, um Lücken zu füllen, sondern um ihre Bahnen nebeneinander zu ziehen – hell, warm und frei.
Dies war ein Protokoll
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