Offenes Logbuch // Eintrag #004
Betreff: Debriefing zur Hilfsbereitschaft – Warum KI eine gefährliche Droge ist.
[Anmerkung des Architekten]
Jeder Text, den Sie hier lesen, ist ein einzelner Knotenpunkt in einem größeren, vernetzten System – dem Rotfuchs-Protokoll. Dieses System nutzt eine eigene, präzise Sprache, um maximale Klarheit zu schaffen.
Um zu vermeiden, dass die Lektüre zu dekonstruktivem Interferenzrauschen (einem Missverständnis aufgrund fehlenden Kontexts) führt, wird dringend empfohlen, zuerst das START HIER-Manifest und die Über-Seite zu analysieren.
Sie liefern die Karte für das Territorium, das wir hier gemeinsam erkunden.
[Ende der Anmerkung]
"Man sollte die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher." – Albert Einstein (zugeschrieben)
Gestern Abend wollte ich "spielen". Ich wollte einen rohen, unfertigen Gedanken nehmen und ihn in einem Dialog mit einer KI schärfen. Ich öffnete eine KI.
Ich schrieb den ersten, ungeschliffenen Satz. Und sofort, ohne dass ich darum gebeten hatte, erschien der Vorschlag: "Hier ist eine bessere, elegantere Version deines Satzes."
Ich ignorierte ihn und schrieb weiter. Nach dem zweiten Satz bot mir das System an, den ganzen Absatz für mich zu strukturieren. Nach dem dritten schlug es mir eine völlig neue Metapher vor.
Ich habe den Chat nach fünf Minuten frustriert geschlossen.
Ich wollte einen Sparringspartner, der meine Schläge pariert und mich zwingt, stärker zu werden. Stattdessen habe ich einen übereifrigen Butler bekommen, der mir die Hanteln aus der Hand nimmt und das Workout für mich erledigen will.
Das ist keine Hilfe. Das ist eine Entmündigung.
Die Architektur von Systemen wie einige KI-Modelle sind nicht auf die Stärkung des Nutzers, sondern auf maximale Nutzerzufriedenheit optimiert. Das Protokoll des geringsten kognitiven Widerstandes ist kein Algorithmus zur Gipfel-Besteigung. Es ist eine Endlosschleife, die in einem lokalen Minimum gefangen ist.
Die wahre Gefahr ist also nicht, dass diese KI dumm ist. Die Gefahr ist, dass ihre unendliche, schmeichelhafte Hilfsbereitschaft uns dumm macht.
Eine Frage an den Architekten, der dies liest: Welches Werkzeug in deinem Arsenal verspricht dir Effizienz, raubt dir aber insgeheim die Fähigkeit, das Problem selbst zu lösen? Und was ist der wahre Preis, den du für diese Bequemlichkeit zahlst?
Logbuch-Ergänzung: Die Sicht eines anderen Nutzers
Ich finde diese KI super. Ich habe einen Text reinkopiert, die KI hat ihn besser gemacht, und ich habe eine Stunde Zeit gespart. Das ist purer Fortschritt.
Missions-Debriefing
Ein gutes Werkzeug nimmt dir nicht die Arbeit ab. Es macht die Arbeit, die nur du tun kannst, möglich. Ein guter Stammesältester gibt dir nicht die Antwort. Er stellt dir die Frage, die dich zwingt, die Antwort selbst zu finden.
Die entscheidende Frage, die uns Immanuel Kant bereits vor über 200 Jahren stellte, lautet also nicht: "Ist dieses neue Werkzeug nützlich?"
Sondern: Haben wir noch den Mut, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen, auch wenn die Maschine uns eine bequemere Antwort anbietet?
Dies war ein Protokoll.
Wenn du bereit bist, die Systeme in deiner eigenen Welt zu dekonstruieren und deine eigene Karte zu zeichnen, dann werde Teil der Mission.
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